Eigentlich wollte ich mich hier nur noch über schöne Dinge äußern, aber zu der Diskussion, die Cat mit ihrem gestrigen Beitrag angeschoben hat, muss meine Meinung kund tun. Alles was sie zum Thema selbstgeschaffener medialer Geschlechterpräsenz geschrieben hat, entspricht meiner Meinung und hätte mich nicht zu einem Beitrag in meinem Blog bewegt, aber ein Kommentar hat mich echt aufgeregt und dazu veranlasst, mich doch dazu zu äußern.
Zitat:
"Habe mich zu Beginn gefragt ob die Damen alle Hausfrauen sind. Und im Lauf der Zeit festgestellt: nein, die haben alle ein echtes Leben mit Familie, Jobs, Alltag, Herausforderung."
Liebe KatarinaHH,
eine Hausfrau zu sein ist ein echtes Leben!!!
Einen Haushalt mit zwei Kleinkindern zu versorgen und am Laufen zu halten ist jeden einzelnen Tag eine Herausforderung. Und sich um die Familie zu kümmern, ist kein Indiz dafür, dass man rückständig und eindimensional ist. Man kann eine Hausfrau sein und trotzdem ein Studium absolviert haben. Man kann gerne kochen und Kuchen backen und trotzdem eine politische Meinung haben, dass aktuelle Geschehen verfolgen und sich politisch in einer Partei und in verschiedenen Organisationen engagieren. Man kann aber auch seine eigenen Sachen nähen und sein eigenes Gemüse anbauen ohne damit eine explizite politische Ansicht zu vertreten, sondern es einfach aus Spaß am Selbermachen tun. Ich verstehe einfach nicht, warum alles so eindimensional sein soll. Das Leben und die Menschen sind es jedenfalls nicht!
Wichtig finde ich eigentlich nur, dass man sich mit seinem Leben und seinem Tun identifiziert und dass tut, was einen selbst und seinen Partner/ Kind/ Hund/ wen auch immer glücklich und zufrieden macht. Das gilt natürlich nicht nur für Frauen sondern für alle.
8 Kommentare:
dito.
Ich kann deine Aufregung gut verstehen!
Seit ich im Ruhestand bin (mit 40) und die Kinderschar auf 5 angewachsen ist, halten mich die Leute für eine Hausfrau.
Damit habe ich Erfahrungen gemacht, wie nie zuvor im Leben.
Sie halten mich nämlich für blöd, rückständig, überfordert und ungebildet. Sie sprechen langsamer (Ärzte z.B.) und gehen davon aus, dass ich vieles nicht verstehen kann. Ich bin ja nur eine kleine Hausfrau!
Würde ich das nicht beinahe täglich erleben, ich würde es nicht glauben.
LG, Bronte
Ich hab den Beitrag von Cat noch nicht gelesen. Deiner ist jedenfalls sehr gut. Ich bin ja auch zu Hause und ich muss sagen, dass ich mich einige Jahre trotzdessen gewehrt habe, mich (wie soll ich das jetzt ausdrücken, schwierig) mit häuslicher Beschäftigung zu arangieren. Da ich solche Gedanken hatte, dass eine emanzipierte Frau ja den Haushalt abzulehnen hat. Was hat es mir gebracht? Nichts, außer Frust den ich täglich ausgelebt habe. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich als Frau total abgelehnt habe. Leider ging das bei mir soweit, dass ich mir auch professionelle Hilfe suchen musste (ich geb das jetzt einfach mal zu). Ich bin davon überzeugt, das es in der Emanzipation der 80er und 90er viel um Ablehnung sich selbst gegenüber ging. Das männliche anstrebenswert war. Ich kann mich eher schlecht formulieren. Leider. Fazit, im jetzt nennt es sich eher Feminismus (kommt mir jedenfalls so vor) und eine selbstbewusste Frau trägt nicht nur Rock, sondern macht auch was ihr Spaß macht und wenn es eben ein Kuchen ist, den sie gerne bäckt, dann ist es eben der Kuchen!
Dieser Kommentar hat mich auch angepiekst, habe dann in meinem Beitrag doch darauf verzichtet, dazu etwas zu sagen.
Ich habe in meinem Leben schon einiges gemacht und habe hart gearbeitet, aber ich kann sagen: nichts war so anstrengend, wie nun Hausfrau und Mutter sein. Gar nicht einmal, was die Arbeit an sich anbelangt oder die Stundenanzahl, sondern dieses immer gleiche Tun, dieses immer ansprechbar sein, dieses immer zur Verfügung stehen und diese viel höheren Ansprüche, die gestellt werden von der Familie im Vergleich zu Kollegen. Und das alles ohne Bezahlung oder Anerkennung. Es hat viele Vorteile und mehr Zeit habe ich auch, aber auch weniger persönliche Entscheidungsfreiheit als je zuvor. Das ist es, was es so schwierig, so anstrengend macht. Da braucht es nicht noch dumme Kommentare ;-)
Allerdings habe ich das, was Bronte berichtet, noch nie erlebt - im Gegenteil: mein Hausarzt ist immer noch der Meinung, ich müsse dringend mal zur Kur, denn kein Job sei "gefährlicher"! Das heute so beliebte Burnout-Syndrom sei eine klassische Hausfrauenkrankheit und sehr ernst zu nehmen.
Du hast vollkommen Recht! Alleine schon, wer im Job pausiert um ein kind Zuhause zu versorgen, mit allem, was es braucht um zu einem "gesunden" Erwachsenen zu werden, der sich in andere Menschen einfühlen kann, lieben kann und mit sich und der Welt zufrieden ist, alleine DAS ist schon eine Aufgabe, die anspruchsvoller ist als jeder Job in der freien Wirtschaft. Leider gibt es immer noch Menschen, die das anders sehen - vielleicht weil sie es selbst nicht besser erfahren haben :-(
Wunderbarer Beitrag!
Ich gebe Dir vollkommen Recht.
Es geht nicht darum was man tut, sondern wie. Die Definition was eine echte Herausforderung ist, kann nicht davon abhängen, ob es ein Job ist oder nicht. Das Herzblut und die Energie die jemand in seine Aufgaben und Interessen hineinsteckt entscheiden.
Liebe Grüße und große Anerkennung.
D.G.
Wir sollten aufhören, uns ständig zu vergleichen. Wenn ich das, was ich tue gern tue, dann ist es für mich richtig. Das ich mein Leben nicht jeden Tag nur toll finde,gehört dazu und ist nur ehrlich. Mein jüngstes Kind wird im Herbst 3 Jahre alt, dann ist meine "Elternzeit" um. Er wird in den Kindergaren gehen und ich werde nicht außerhäusig arbeiten. Was dazu führt, dass ich mich offiziell Hausfrau nennen kann/muss. Was mir, ehrlich gesagt, schwer fällt.
Mascha
Am Fürchterlichsten finde ich ja, daß wir diese Diskussion noch immer führen. Führen müssen. Und uns damit mit einer Spielform des Feminismus auseinandersetzen dürfen, der völlig unreflektiert aus dem Kapitalismus entstanden ist. Um vor dem Kapital wenigstens so gleich wie die Männer uns fühlen zu dürfen, müssen wir uns genauso in die Knochenmühle abhängiger Arbeitsverhältnisse begeben. (Und ich sag das so fies, obwohl ich in einem kreativen Umfeld 'mich selbst verwirklichen durfte' , natürlich schön im Rahmen des Sklaven - äh - Tarifvertrags.)
Ich denke, was viele am 'Hausfrauendasein' anpiekst ist die Tatsache, das es darauf verweist, daß es eine andere Ebene von Leben gibt - jenseits des ich-definier-mich-über-den-Job-und-die-Kohle-und-das-ich-meine-Schuhe-selbst-bezahle - die in vielen Fällen hinten runter fällt, wenn leben um zu 'jobben' im Vordergrund steht.
Klar, wir sorgen fürs Essen, für die Sauberkeit, für die Wäsche, dafür, daß die Familien- und Jahreszeitfeste so ausfallen, wie sich das alle wünschen, wir sehen zu, daß die kids rechtzeitig, gesund und mit gemachten Hausaufgaben in die Schule kommen und an den mitunter fiesen Lehrern und Mitschülern nicht kaputt gehen, wir fangen den Mann auf - so gut wir können - wenn der vom Schlachtfeld heimkommt, wir sind - ob wir das nu wollen und anstreben und dafür emotional gemacht sind oder nicht - plötzchlich das Herz des Ganzen.
Aber da man all den Mehrwert, den wir produzieren, nicht in Euro fassen kann, ist es nichts wert.
Was kostet schon ein gemeinsames Abendessen als Familie, bei dem man sich auch als solche fühlt und zu dem noch was halbwegs Gesundes auf den Tisch kommt?
Arbeite ich gerne als freischaffende Regisseurin? Wenn ich die Tür zum Probenraum hinter mir zuziehen kann oder der Vorhang zu ner Vorstellung aufgeht, gibt's fast nichts Schöneres. Bin ich gerne Mutter? Ja. Egal wie erschöpfend und überfordernd das manchmal ist, es gibt nichts, was mit dem vergleichbar wäre. Halte ich es für richtig, zur Zeit da mein kleiner Mann noch nicht deutlich sagen kann: 'Der da hat mir weh getan' mit ihm zuhause zu bleiben? Jo. Hätte ich gerne alles drei? Ein selbstverdientes Einkommen, ausreichend Zeit für mein Kind und einen picobello laufenden Haushalt? Na aber sicher doch. Da das Leben aber bekanntlich kein Wunschkonzert ist, hat zur Zeit das eine Vorrang. Und jeder, der mich auf die Karriereleiter zurückziehen will, darf mir gerne die Intendanz der Burg andienen. ;-)
Ich bin so dankbar für deinen wirklich guten Kommentar. Zugegebenermaßen geht es mir immer noch so, das es mir unangenehm ist zuzugeben, dass ich "nur" Hausfrau bin. Trotz der drei Kinder die ich fast alleine zu versorgen habe (mein Mann ist ca. 200 Tage im Jahr geschäftlich unterwegs), trotz Haus und Hund und Garten und natürlich ganz nebenbei der Haushalt, der ja auch erledigt werden muss, fühle ich mich manchmal nicht vollwertig, weil ich keinen Job habe (der Minijob zählt da wohl nicht). Ich weiß, ich sollte nicht so denken, aber ich kann da nicht aus meiner Haut und das ärgert mich. Denn ich bin gerne, was ich bin, ich würde es immer wieder genauso machen.
Warum schämen wir uns immer noch dafür, einen Job zu machen, der mit Geld nicht bezahlt wird?
Liebe Grüße
Tina
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